Obwohl Frauen deutschlandweit etwa 44 Prozent der Existenzgründungen ausmachen (KfW-Gründungsmonitor 2023), liegt ihr Anteil im Startup-Ökosystem (meist technologiegetrieben und auf schnelles Wachstum ausgerichtet) nur bei guten 18 Prozent im Jahr 2024, ein Rückschritt nach Jahren des Anstiegs. Frauen haben zum Beispiel weniger Zugang zu Wagniskapital: Nur knapp 1 Prozent des Wagniskapitals floss 2024 in Startups mit ausschließlich weiblichen Gründerinnen. Im Vergleich dazu erhielten männlich geführte Startups 88 Prozent des gesamten Kapitals. Das erschwert es Frauen oft, zu skalieren. Auch die häufig auf Frauen lastende Vereinbarkeitsthematik wirkt sich negativ aus; denn übernehmen Frauen einen größeren Anteil an Care-Arbeit im Familienkonstrukt, schränkt dies ihre unternehmerischen Aktivitäten ein, was nicht nur zu einer geringeren Gründungsquote, sondern auch zu einer höheren Abbruchquote bei weiblich geführten Unternehmen führt.
Die Gründungsszene im Raum Bonn/Rhein-Sieg zeichnet glücklicherweise ein anderes Bild. Mit viel Enthusiasmus besuchten rund 100 gründungsinteressierte oder in Gründung befindliche Frauen den Gründerinnentag, der im Frühjahr traditionell in den Räumen der IHK Bonn/Rhein-Sieg veranstaltet wird. Expertinnen wie Dr. Petra Tiedemann (Tiedemann Wirtz & Partner mbB), Michelle Urbahn (IHK Bonn/Rhein-Sieg) und Verena Pahmeier (Concré GmbH) teilten wertvolle Einblicke und beantworteten viele Fragen rund um die Themen Preiskalkulation, Förderprogramme und Website-Gestaltung. Eva-Christina Paul (Wirtschaftsförderung Bonn) moderierte wieder gekonnt die Founders Networking Round, um die Anwesenden zum aktiven Netzwerken vor Ort zu bewegen. Highlight des Nachmittags war dann die Talkrunde, moderiert von Annett Herrendörfer (Sparkasse KölnBonn), in der vier Unternehmerinnen Einblicke in ihre Gründungserfahrungen gewährten und sich zahlreichen Fragen stellen.
Der Gründerinnentag bot wieder eine großartige Plattform für die Vielfalt und das Potential so vieler gründungsinteressierter Frauen aus unserer Region. Das ungenutzte Potenzial weiblicher Gründerinnen ist nicht nur aus volkswirtschaftlicher Sicht bedauerlich, sondern auch eine verpasste Chance für Innovation und Vielfalt. Studien zeigen, dass Frauen anders gründen als Männer – oft nachhaltiger und sozial orientierter. Eine stärkere Förderung von Gründerinnen stärkt nicht nur die Wirtschaft, sondern setzt auch gesellschaftliche Impulse.
Der nächste Gründerinnentag findet im September wieder im Kreishaus in Siegburg statt – alle Infos gibt’s auf der Webseite des BeraterinnenNetzwerks Bonn/Rhein-Sieg.
//Foto: Meike Böschemeyer