„Teilzeit“ ist oft dann angesagt, wenn Kinder oder pflegebedürftige Angehörige das „klassische Arbeiten im Zeitfenster von neun bis fünf“ nicht (mehr) möglich machen. Doch ist das die einzig praktikable Lösung, um mehr „Lebensphasenorientierung“ im Betrieb Rechnung zu tragen? Sind wir nicht dank Digitalisierungsschubs und Flexibilisierung der Arbeitszeiten eigentlich viel weiter?

Laut einer neuen Studie der Bertelsmannstiftung sind „reine Teilzeitstellen mit starren Arbeitszeiten weder bei Frauen noch bei Männern beliebt.“ Stellen hingegen, die auch bei größerer Stundenanzahl eine hohe Flexibilität bieten, gewinnen eindeutig an Attraktivität. Lösen sich Unternehmen von fest fixierten Arbeitszeiten und -orten, gewinnen sie mehr Arbeitspotential. Mitarbeitende, die sich ihre Arbeit z. B. in zwei oder drei „Blöcken“ organisieren können, haben – kombiniert mit der Möglichkeit, auch dienstortunabhängig ihre Arbeit zu verrichten – viel mehr Zeit fürs Berufliche. Das Splitten der Gesamtarbeitszeit und Nutzen der längeren Unterbrechungen für private Verpflichtungen sorgt in Summe für mehr mögliche Arbeitszeit und lässt die Mitarbeiterin bzw. den Mitarbeiter in den kürzeren Arbeitsblöcken mit hohem Fokus effizienter und effektiver arbeiten. Und natürlich stärkt so viel Verständnis und „Möglichmachen“ auch die Loyalität und führt zu mehr Mitarbeitendenzufriedenheit.

Natürlich gibt es nicht in allen Bereichen so viel Flexibilisierungsmöglichkeiten. Doch sogar im Schichtbetrieb gibt es verschiedene Ansätze, das Arbeiten familienfreundlicher zu gestalten:

  • Mitbestimmung bei der Schichtplanung – Mitarbeitende können sich untereinander absprechen, organisieren und private Verpflichtungen mit einfließen lassen
  • Flexible bzw. Teilzeit-Schichtmodelle – statt starre Rahmen zu setzen, kann Mitarbeitenden durch Aufteilen der Schichten die Möglichkeit gegeben werden, zwischen den Schichten Zeit für Privates aufzuwenden
  • Tauschbörsen – für schnelles Einspringen und Auffangen bei Notlagen
  • Planungssicherheit durch langfristige Schichtplanerstellung – je größer der Vorlauf, desto mehr Anpassungs- und Reaktionsmöglichkeiten haben Mitarbeitende
  • Jobsharing – hier können sich „Eulen“ und „Lerchen“ wunderbar ergänzen
  • Betreuungsangebote außerhalb der klassischen KITA-Zeiten – Randbetreuung kann z. B. auch in Kooperation von mehreren Betrieben in einem Gewerbegebiet/Einzugsgebiet eine gut Lösung sein

Wir können also die „Teilzeitfalle“, in der vielfach immer noch Frauen durch eine traditionelle Rollenverteilung stecken, vielfach eliminieren und so einen Benefit für die Gesamtwirtschaft bewirken, wenn pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter das eigentlich zur Verfügung stehende Arbeitspotential auch genutzt werden könnte!