Noch nie waren in Deutschland so viele Frauen erwerbstätig wie heute. Trotzdem bleibt die Kluft zwischen den Geschlechtern deutlich spürbar. Während Männer mehrheitlich in Vollzeit arbeiten, ist fast jede zweite Frau in Teilzeit tätig. Ein zentraler Grund dafür ist die ungleiche Verteilung von Haus- und Sorgearbeit, die weiterhin vor allem Frauen übernehmen. Dafür reduzieren sie oft ihre Erwerbsarbeitszeit. Besonders gravierend ist der sogenannte „Klebeeffekt“ der Kinderzeit: Wer einmal aufgrund von Kinderbetreuung den Erwerbsumfang verringert, findet nur selten den Weg zurück in eine Vollzeitstelle. Die Folgen? Weniger Karrierechancen, geringeres Einkommen – und finanzielle Nachteile, besonders im Alter.

Die Bertelsmann Stiftung hat eine Studienreihe zum Thema „Spannungsfeld Vereinbarkeit“ veröffentlicht. Wir gehen in aller Kürze auf die Inhalte ein und bieten hier auch gleich den Link zur Studie.

  1. Arbeitszeit- und Jobpräferenzen von Menschen mit Sorgeverantwortung
    Starre Teilzeit- oder Vollzeitstellen sind nicht mehr zeitgemäß. Gefragt sind flexible Arbeitsmodelle, sowohl was den Umfang als auch die Lage der täglichen Arbeitszeit betrifft. Besonders attraktiv sind zusätzlich arbeitgeberseitige Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Selbstbestimmte Arbeitszeitmodelle und familienfreundliche Angebote sind für Beschäftigte bei der Stellenauswahl besonders attraktiv. Die Möglichkeit, Erwerbstätigkeit an unterschiedliche Lebensphasen anzupassen, hilft Beschäftigten bei der Vereinbarkeit von Erwerbs- und Sorgearbeit. Unternehmen haben hier die Chance, durch mitarbeiterorientierte flexible Arbeitszeitmodelle und unterstützende Maßnahmen die Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt zu fördern und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
  1. Arbeitsaufteilung, Geschlechterrollen und Aushandlungen im Paarkontext
    Die zweite Studie zeigt, dass der zeitliche Umfang für Erwerbsarbeit von Frauen tatsächlich von der Aufgabenlast im Haushalt bestimmt wird. Um Frauen in der Erwerbsbeteiligung zu stärken, müssen sie bei dieser Aufgabenlast unterstützt und vor allem die Verantwortung der Männer stärker in den Blick genommen werden. Damit die Haus- und Sorgearbeit zukünftig anders aufgeteilt werden kann, bedarf es einer intelligenten Verzahnung von Maßnahmen auf individueller, betrieblicher und politischer Ebene, die es Männern erlaubt, dieser Verantwortung nachzugehen.
  1. Elternzeitpräferenzen und Vereinbarkeitswünsche von Frauen und Männern
    Die Mehrheit der Paare ist längst bereit für eine faire Verteilung von Elternzeiten. Wenn Väter nur zwei Monate Elternzeit nehmen, hat dies laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung keinen positiven Effekt auf die schnellere Rückkehr von Frauen in den Job. Und das kostet: Individuell führt es zu Karrierebrüchen, geringerem Einkommen und später weniger Rente für Frauen. Eine Reform der Elterngeldregelung – mit mehr Partnermonaten und einer höheren Lohnersatzrate – wäre hierfür ein entscheidender Hebel. Damit würden nicht nur Anreize für eine partnerschaftliche Aufteilung der frühen Betreuungsarbeit gesetzt, sondern die Erwerbsbiografien von Frauen stabilisiert und damit auch der Arbeitsmarkt langfristig gestärkt.

Alle Ergebnisse der Veröffentlichungsreiche „Spannungsfeld Vereinbarkeit“ können hier heruntergeladen werden: