Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Sie handeln oft pragmatisch, lösungsorientiert und mit viel Engagement. Während an vielen Stellen noch über den Wandel der Arbeitswelt gesprochen wird, gestalten viele Betriebe ihn hier längst – Schritt für Schritt, nah an den Menschen und ihrem Bedarf. Auch in unserem Netzwerk „Familienbewusste Unternehmen Bonn/Rhein-Sieg“.

Mit Vertreterinnen und Vertretern unserer Mitgliedsunternehmen Mutabor, text2net und HomeInstead konnten wir am 14. Mai bei der Veranstaltung „Vereinbarkeit als Chance – miteinander voneinander lernen“ (im Landtag NRW)  viel Interessantes aus den Präsentationen und Diskussionen mitnehmen. Die Vereinbarkeitsstrategien von Axa, Ford, DLR oder auch Konecranes, die in kurzen Pitches ihre Ansätze vorstellten, zeigten, dass zwar Vieles schon möglich gemacht wird, die Rahmenbedingungen aber oftmals nicht von den Unternehmen, sondern von der Gesellschaft oder gesetzlichen Rahmenbedingungen abhängig sind. Auch hierzu sprachen in sehr motivierender Form die Ministerinnen Josefine Paul und Mona Neubaur. Wirtschaft und Gesellschaft haben hier eine Mammutaufgabe zu bewältigen. Denn trotz der Anstrengungen der Unternehmen sieht die Realität vieler Mitarbeitender oft so aus: überfüllte Kalender, Jonglieren zwischen Kita-Schluss und Zoom-Call, stilles Ertragen der Doppelbelastung pflegender Angehöriger. Und im Handwerk? Da reichen keine „Buzzwords“ – da zählt, was wirklich im Alltag funktioniert. Und dafür muss für Mitarbeitende nicht nur das Verständnis und die Möglichkeit für flexible Schichten da sein, sondern auch Betreuungsplätze in Randzeiten und Vieles mehr…

In vielen Berufen ist mobiles Arbeiten nicht möglich – auf der Baustelle, in Werkstätten, in der Pflege oder im Einzelhandel. Doch auch hier gibt es Stellschrauben:

  • Flexible Schichtmodelle, die persönliche Bedürfnisse berücksichtigen
  • Verlässliche Arbeitszeiten, die Planbarkeit für Familien und Pflegende schaffen
  • Job-Sharing-Modelle, auch in handwerklichen oder gewerblichen Tätigkeiten
  • Entlastung durch Digitalisierung: Weniger Papierkram, mehr Zeit für den Kern der Arbeit
  • Unterstützungsangebote für Care-Arbeit – z. B. durch Kooperationen mit Familienservices oder Pflegeberatungen

 

Besonders für Alleinerziehende oder Beschäftigte mit pflegebedürftigen Angehörigen ist eine gute Balance zwischen Arbeit und Privatleben entscheidend. Unternehmen, die hier flexibel und offen agieren, stärken nicht nur die Motivation ihrer Mitarbeitenden, sondern erhöhen auch ihre Attraktivität als Arbeitgebende. Vereinbarkeit ist das Fundament für den Fortbestand und die Wettbewerbsfähigkeit in Zeiten des demografischen Wandels und der Notwendigkeit, die Produktivität in so vielen Bereichen und Branchen zu erhöhen. Vereinbarkeit gelingt also nicht allein durch individuelle Absprachen, sondern durch klare, gelebte Strukturen im Betrieb und natürlich auch Rahmenbedingungen, die die Politik und Gesellschaft tragen. Sie bedeutet, Lebensrealitäten mitzudenken – von der Ausbildung bis zur Rente. Und sie trägt dazu bei, Mitarbeitende in allen Lebensphasen zu halten und weiterzuentwickeln. Vereinbarkeit ist kein Nice-to-have, sondern ein zentraler Erfolgsfaktor – auch außerhalb des Büros. Wer heute klug und vorausschauend handelt, legt den Grundstein für die Fachkräftesicherung von morgen.